Kritiker von Biokraftstoffen äußern eine Vielzahl von ökologischen, ethischen und volkswirtschaftlichen Bedenken. In vielen Punkten haben sie recht und zweifellos sind Biokraftstoffe kein Allheilmittel für Klimaschutz und die Energiewende im Verkehrssektor. Viele Vorwürfe gegen biogene Kraftstoffe erweisen sich aber bei näherer Betrachtung als zu pauschal oder ungerechtfertigt. Die deutsche Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) hat sich kritische Argumente zu Subventionen und zur Flächen- sowie Nahrungsmittelkonkurrenz genauer angesehen und dazu heute ein Renews Kompakt veröffentlicht.
Kosten und Nutzen
Im Tauziehen um die Biokraftstoffziele der EU hat sich unter anderem der Vorwurf, wonach die EU-Staaten 2011 rund zehn Milliarden Euro für die Förderung von Biokraftstoffen ausgegeben hätten, als nicht haltbar erwiesen. Gleichzeitig (und oft nicht berücksichtigt) sorgen Biokraftstoffe auch für ökonomische Vorteile, so beim Aufbau von Beschäftigung, der Verringerung fossiler Brennstoffimporte und der Vermeidung des Ausstoßes von Treibhausgasen.
Flächenbedarf und Potenziale
Die EU hat sich das Ziel gesetzt, im Verkehrssektor bis 2020 den Anteil erneuerbarer Energien auf 10% zu steigern. Verschiedene Studien zeigen, dass dieses Ziel mit den heute am Markt verfügbaren Biokraftstoffen ohne Beeinträchtigung der Futter- und Nahrungsmittelproduktion erreicht werden kann. Sie rechnen mit einem EU-Flächenpotenzial für Biokraftstoffe von rund 20 Millionen Hektar bis zum Ende des Jahrzehnts.
Hunger und Ursachen
Aufgegriffen wird im Renews Kompakt auch die “Teller-Tank-Diskussion”. Laut Prognose der UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO) wird die Weltgetreideernte 2013/14 ein neues Rekordniveau erreichen und die globalen Vorräte sollen kräftig steigen. Daran wird deutlich, dass Hunger kein Problem zu geringer Nahrungsmittelproduktion, sondern ein Verteilungsproblem ist. Angesichts des überschaubaren Einflusses der Biokraftstoffnachfrage in der komplexen Preisbildung der Weltagrarmärkte muss bezweifelt werden, ob ein totaler Stopp der Biokraftstoffproduktion einen messbaren Preisrückgang zur Folge hätte – und ob dieser überhaupt an die Hungernden in den Entwicklungsländern weitergereicht würde. Außerdem: Angesichts eines globalen Flächenbedarfs der Futtermittelproduktion von 35% der Anbauflächen würde es näher liegen, von einer Konkurrenz “Trog versus Teller” zu sprechen. Ganz ehrlich: Wie oft pro Woche essen Sie Fleisch?
Download
„Kritik an Biokraftstoff im Faktencheck“
Agentur für Erneuerbare Energien, 11. Oktober 2013
Gratisdownload (PDF/554 KB) unter http://www.unendlich-viel-energie.de/uploads/media/RenewsKompakt_Kritik_an_Biokraftstoffen_im_Faktencheck_okt13.pdf
Weiterführende Literatur:
Vor allem der Frage nach den Flächenpotenzialen und der Teller-Tank-Diskussion habe ich neben vielen weiteren Kritikpunkten wesentliche Abschnitte meines Buches “Biodiesel oder Dinodiesel” gewidmet.